Wie werde ich Fußballprofi? In dem du von Experten lernst!
Folgend ein Interview mit Nicolai Adam. Nicolai ist seit 2017 Head of International Sports Projects bei Eintracht Frankfurt. Davor war er unter anderem 2 Jahre Cheftrainer der indischen U17 Nationalmannschaft, 4 Jahre Cheftrainer der Aserbaidschanischen U19 Nationalmannschaft, war mehrere Jahre in Afrika als Trainer tätig und hat seit 2007 die UEFA PRO Lizenz.
DFI: Servus Nicolai, unsere Jungs interessiert natürlich brennend nach welchen Kriterien du deine Jugendnationalspieler ausgewählt hast?
Nicolai Adam: Ich bin da strukturiert vorgegangen. Das erste Kriterium für mich ist immer die Schnelligkeit. Sowohl die physische Schnelligkeit als auch die Entscheidungsschnelligkeit. Diese findet im Kopf statt und hängt eng zusammen mit einer guten Spielintelligenz. Was mich zum zweiten Kriterium führt, dem taktischen Talent. Taktisches Verständnis, das Lernen von taktischen Elementen und auch das Lerntempo ist mir wichtig. So muss der Spieler z.B. freie Räume erkennen und sich in diese Räume dann auch begeben. Der dritten Punkt ist die Technik. In den angesprochenen freien Räumen muss der Spieler den optimalen ersten Kontakt haben und in die Spielrichtung beschleunigen können. Das ist für mich ein klares Kriterium, was man heute im modernen Fußball, im Leistungsfußball braucht. Aber über all diesen Dingen, die ich gerade genannt habe, steht der Charakter des Spielers, seine Mentalität, seine Konzentrationsfähigkeit, seine Kritikfähigkeit und seine Lernbereitschaft. Das sind, glaube ich, die absolut entscheidenden Dinge. Alles Softskills im Grunde, die man im Idealfall auf dem Platz sieht.
DFI: Wenn du jetzt deine Stationen Aserbaidschan, Indien und Deutschland vergleichst, siehst du da deutliche Unterschiede gerade bei diesen Softskills?
Nicolai Adam: Gute Frage! Ich komme jetzt gerade aus Tottenham, wo wir die Youth League gespielt haben. Hier im Hintergrund trainieren die Jungs schon wieder im Kraftraum, die gestern in Tottenham im Einsatz waren. Die sind schon sehr fokussiert und die sind schon sehr reif. Die haben klare Ziele. Die wissen, was sie wollen. Die Inder, die konnten noch gar nicht so reif sein. Weil Indien ein Fußballentwicklungsland ist. Die haben, glaub ich, erst begriffen, wo sie stehen und wo es hingehen kann, als sie letztendlich bei der U17-WM vor 60.000 Zuschauern in Delhi gespielt haben. Die Aseris widerrum, leben in einem Land, wo sie sehr privilegiert sind. Ein Ölreiches Land, wo es den Fußballern allgemein sehr gut geht. Jedes Land für sich hat seine Besonderheit, mit denen man zurechtkommen muss.
DFI: Du hast eben die Jungs angesprochen, die jetzt gerade aus Tottenham zurück sind. Für die ist es in dieser Saison auch eine Besonderheit in der Youth League mit dabei zu sein. Merkt man denen die Nervosität vorm Spiel an?
Nicolai Adam: Nein, aktuell nicht. Die Truppe verkauft sich in der Youth League perfekt bisher. Wir sind aktuell Tabellenführer zwei Spieltage vor Schluss, auch wenn noch überhaupt nichts entschieden ist. Viel interessanter ist es jetzt zu sehen, wie es dann in der Juniorenbundesliga weitergeht oder in unserer U21, die in der Oberliga Hessen spielt, also in der fünften Liga. Wenn sie da auch weiter abliefern, und da geht es nun mal auch schon um Ergebnisse, dann ist alles gut. Aber wenn sie diesen Feiertag Youth League bestehen und dann vielleicht im Alltag der Juniorenbundesliga nicht bestehen, dann passiert genau das, was wir nicht wollen. Aber das gehört zum Ausbildungs-, Reife- und Lernprozess eben dazu.
DFI: Wenn du dir das gestrige Spiel euerer Jungs gegen Tottenham nochmal Revue passieren lässt, gab es da deutliche Unterschiede zwischen den Spielern? Waren die einen vielleicht körperlich intensiver, technisch besser, zeigten eine andere Mentalität oder sind die Spieler alle auf Augenhöhe?
Nicolai Adam: Ganz klar alle auf Augenhöhe. Wir haben die erste Halbzeit nicht gut gespielt, haben 0:2 hinten gelegen. Haben dann aber die zweite Halbzeit hervorragend gespielt und am Ende 3:2 gewonnen. Das ist Augenhöhe. Du könntest problemlos die Mannschaften untereinander mischen. Das ist ein europäischer Standard, der ist top.
DFI: Du sprichst von europäischem top Standard. Glaubst du, dass aus diesen ersten Elf, die für die Eintracht aufgelaufen sind, potenzielle zukünftige Profis dabei sind?
Nicolai Adam: Das ist genau der Punkt. Ich habe ja ein bisschen Erfahrung im Jugendfußball, im Leistungsfußball, auch gerade im U-19 Bereich. Aber Ich würde mir nie anmaßen, jetzt zu sagen, der wird Profi oder der wird es nicht, weil da diese Softskills dann kommen, dieses „es wirklich wollen“. Dann brauchst du auch Glück. Du brauchst vielleicht auch einen Trainer, in der ersten Mannschaft, der den Mut hat, auch einen jungen Mann zu bringen. Du musst verletzungsfrei bleiben! Ganz schwierig, da eine Prophezeiung zu machen! Die können alle toll Fußballspielen. Ob die am Ende tatsächlich in den Profi-Liegen oder in der höchsten Profiliga ankommen, würde ich mir nicht anmaßen zu beurteilen.
DFI: Obwohl sie sich jetzt aktuell im europäischen Top Level bewegen?
Nicolai Adam: Trotz allem, bin ich eher vorsichtig.
DFI: Wir haben viele Jungs bei uns im Internat, die jetzt im Alter von zwölf bis 17 Jahren sind, und auch viele Follower, die jung sind. Welche Ratschläge würdest du ihnen mitgeben, damit sie eine Chance haben, um vielleicht den Sprung nach oben zu schaffen?
Nicolai Adam: Ich würde immer sagen, das Wichtigste ist der Wettkampf. Wer im Wettkampf regelmäßig mit möglichst wenig Leistungsausschlag stabil Leistung bringt, hat viel erreicht. Früher oder später wird jemand auf so einen Spieler aufmerksamen. Ich sage immer, es wird keiner vergessen. Normalerweise, wenn er in Deutschland regelmäßig gute Leistungen bringt, dann wird das auch wahrgenommen. Dafür muss man einfach hart, hart arbeiten. Das klingt wie eine Phrase, aber so ist es nun mal. Und trotzdem aber auch Plan B haben. Denn im Fußball, so schön das alles ist, kann auch viel schiefgehen. Plan B haben, also die schulische Ausbildung erfolgreich abzuschließen ist ganz wichtig. Auch dafür muss man hart arbeiten. Ich sehe einen Zusammenhang zwischen der Leistungsbereitschaft in der Schule und auf dem Platz, auch wenn ich es statistisch nicht belegen kann.
DFI: Da sprichst du uns natürlich aus der Seele, weil wir ja diese Idealkombination geschaffen haben, aus Schule und Fußball. Du hast es in Bad Aibling auch selbst erlebt, als du mit der indischen U17 Nationalmannschaft vor Ort warst. Was ist deine Meinung zu diesem Konzept?
Nicolai Adam: Ich finde es gut, ich finde es wirklich gut. Ich habe in meiner Funktion als Leiter von internationalen Sportprojekten für die Eintracht weltweit auch sehr viel gesehen. In den USA oder auch in Kanada ist zum Beispiel Homeschooling gang und gäbe, das ist da gar nichts Besonderes, gibt es da schon seit Jahrzehnten und erleichtert Vieles in der Ausbildung von jungen Sportlern. Euer Konzept, um den Fußball herum Schule zu basteln, finde ich gut und würde ich mir deutschlandweit wünschen. Damit solche Ideen noch viel mehr Einzug halten in die NLZs. Denn auch in der Schulausbildung gibt’s nicht nur einen Weg. Da gibt es verschiedene Wege, die zum Ziel führen können. Da sind wir als Land noch ein bisschen verstaubt aus meiner bescheidenen Sicht. Das Urteil darf ich mir erlauben, weil ich lange im Ausland gelebt habe und meine Kinder in unterschiedliche Privatschulen gegangen sind.
DFI: Da kann man nur zustimmen, das waren die perfekten Schlussworte. Nicolai, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um uns Rede und Antwort zu stehen.
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REIHE „Fußballprofi werden“: 13. Von Experten lernen!
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Folgend ein Interview mit Nicolai Adam. Nicolai ist seit 2017 Head of International Sports Projects bei Eintracht Frankfurt. Davor war er unter anderem 2 Jahre Cheftrainer der indischen U17 Nationalmannschaft, 4 Jahre Cheftrainer der Aserbaidschanischen U19 Nationalmannschaft, war mehrere Jahre in Afrika als Trainer tätig und hat seit 2007 die UEFA PRO Lizenz.
DFI: Servus Nicolai, unsere Jungs interessiert natürlich brennend nach welchen Kriterien du deine Jugendnationalspieler ausgewählt hast?
Nicolai Adam: Ich bin da strukturiert vorgegangen. Das erste Kriterium für mich ist immer die Schnelligkeit. Sowohl die physische Schnelligkeit als auch die Entscheidungsschnelligkeit. Diese findet im Kopf statt und hängt eng zusammen mit einer guten Spielintelligenz. Was mich zum zweiten Kriterium führt, dem taktischen Talent. Taktisches Verständnis, das Lernen von taktischen Elementen und auch das Lerntempo ist mir wichtig. So muss der Spieler z.B. freie Räume erkennen und sich in diese Räume dann auch begeben. Der dritten Punkt ist die Technik. In den angesprochenen freien Räumen muss der Spieler den optimalen ersten Kontakt haben und in die Spielrichtung beschleunigen können. Das ist für mich ein klares Kriterium, was man heute im modernen Fußball, im Leistungsfußball braucht. Aber über all diesen Dingen, die ich gerade genannt habe, steht der Charakter des Spielers, seine Mentalität, seine Konzentrationsfähigkeit, seine Kritikfähigkeit und seine Lernbereitschaft. Das sind, glaube ich, die absolut entscheidenden Dinge. Alles Softskills im Grunde, die man im Idealfall auf dem Platz sieht.
DFI: Wenn du jetzt deine Stationen Aserbaidschan, Indien und Deutschland vergleichst, siehst du da deutliche Unterschiede gerade bei diesen Softskills?
Nicolai Adam: Gute Frage! Ich komme jetzt gerade aus Tottenham, wo wir die Youth League gespielt haben. Hier im Hintergrund trainieren die Jungs schon wieder im Kraftraum, die gestern in Tottenham im Einsatz waren. Die sind schon sehr fokussiert und die sind schon sehr reif. Die haben klare Ziele. Die wissen, was sie wollen. Die Inder, die konnten noch gar nicht so reif sein. Weil Indien ein Fußballentwicklungsland ist. Die haben, glaub ich, erst begriffen, wo sie stehen und wo es hingehen kann, als sie letztendlich bei der U17-WM vor 60.000 Zuschauern in Delhi gespielt haben. Die Aseris widerrum, leben in einem Land, wo sie sehr privilegiert sind. Ein Ölreiches Land, wo es den Fußballern allgemein sehr gut geht. Jedes Land für sich hat seine Besonderheit, mit denen man zurechtkommen muss.
DFI: Du hast eben die Jungs angesprochen, die jetzt gerade aus Tottenham zurück sind. Für die ist es in dieser Saison auch eine Besonderheit in der Youth League mit dabei zu sein. Merkt man denen die Nervosität vorm Spiel an?
Nicolai Adam: Nein, aktuell nicht. Die Truppe verkauft sich in der Youth League perfekt bisher. Wir sind aktuell Tabellenführer zwei Spieltage vor Schluss, auch wenn noch überhaupt nichts entschieden ist. Viel interessanter ist es jetzt zu sehen, wie es dann in der Juniorenbundesliga weitergeht oder in unserer U21, die in der Oberliga Hessen spielt, also in der fünften Liga. Wenn sie da auch weiter abliefern, und da geht es nun mal auch schon um Ergebnisse, dann ist alles gut. Aber wenn sie diesen Feiertag Youth League bestehen und dann vielleicht im Alltag der Juniorenbundesliga nicht bestehen, dann passiert genau das, was wir nicht wollen. Aber das gehört zum Ausbildungs-, Reife- und Lernprozess eben dazu.
DFI: Wenn du dir das gestrige Spiel euerer Jungs gegen Tottenham nochmal Revue passieren lässt, gab es da deutliche Unterschiede zwischen den Spielern? Waren die einen vielleicht körperlich intensiver, technisch besser, zeigten eine andere Mentalität oder sind die Spieler alle auf Augenhöhe?
Nicolai Adam: Ganz klar alle auf Augenhöhe. Wir haben die erste Halbzeit nicht gut gespielt, haben 0:2 hinten gelegen. Haben dann aber die zweite Halbzeit hervorragend gespielt und am Ende 3:2 gewonnen. Das ist Augenhöhe. Du könntest problemlos die Mannschaften untereinander mischen. Das ist ein europäischer Standard, der ist top.
DFI: Du sprichst von europäischem top Standard. Glaubst du, dass aus diesen ersten Elf, die für die Eintracht aufgelaufen sind, potenzielle zukünftige Profis dabei sind?
Nicolai Adam: Das ist genau der Punkt. Ich habe ja ein bisschen Erfahrung im Jugendfußball, im Leistungsfußball, auch gerade im U-19 Bereich. Aber Ich würde mir nie anmaßen, jetzt zu sagen, der wird Profi oder der wird es nicht, weil da diese Softskills dann kommen, dieses „es wirklich wollen“. Dann brauchst du auch Glück. Du brauchst vielleicht auch einen Trainer, in der ersten Mannschaft, der den Mut hat, auch einen jungen Mann zu bringen. Du musst verletzungsfrei bleiben! Ganz schwierig, da eine Prophezeiung zu machen! Die können alle toll Fußballspielen. Ob die am Ende tatsächlich in den Profi-Liegen oder in der höchsten Profiliga ankommen, würde ich mir nicht anmaßen zu beurteilen.
DFI: Obwohl sie sich jetzt aktuell im europäischen Top Level bewegen?
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DFI: Wir haben viele Jungs bei uns im Internat, die jetzt im Alter von zwölf bis 17 Jahren sind, und auch viele Follower, die jung sind. Welche Ratschläge würdest du ihnen mitgeben, damit sie eine Chance haben, um vielleicht den Sprung nach oben zu schaffen?
Nicolai Adam: Ich würde immer sagen, das Wichtigste ist der Wettkampf. Wer im Wettkampf regelmäßig mit möglichst wenig Leistungsausschlag stabil Leistung bringt, hat viel erreicht. Früher oder später wird jemand auf so einen Spieler aufmerksamen. Ich sage immer, es wird keiner vergessen. Normalerweise, wenn er in Deutschland regelmäßig gute Leistungen bringt, dann wird das auch wahrgenommen. Dafür muss man einfach hart, hart arbeiten. Das klingt wie eine Phrase, aber so ist es nun mal. Und trotzdem aber auch Plan B haben. Denn im Fußball, so schön das alles ist, kann auch viel schiefgehen. Plan B haben, also die schulische Ausbildung erfolgreich abzuschließen ist ganz wichtig. Auch dafür muss man hart arbeiten. Ich sehe einen Zusammenhang zwischen der Leistungsbereitschaft in der Schule und auf dem Platz, auch wenn ich es statistisch nicht belegen kann.
DFI: Da sprichst du uns natürlich aus der Seele, weil wir ja diese Idealkombination geschaffen haben, aus Schule und Fußball. Du hast es in Bad Aibling auch selbst erlebt, als du mit der indischen U17 Nationalmannschaft vor Ort warst. Was ist deine Meinung zu diesem Konzept?
Nicolai Adam: Ich finde es gut, ich finde es wirklich gut. Ich habe in meiner Funktion als Leiter von internationalen Sportprojekten für die Eintracht weltweit auch sehr viel gesehen. In den USA oder auch in Kanada ist zum Beispiel Homeschooling gang und gäbe, das ist da gar nichts Besonderes, gibt es da schon seit Jahrzehnten und erleichtert Vieles in der Ausbildung von jungen Sportlern. Euer Konzept, um den Fußball herum Schule zu basteln, finde ich gut und würde ich mir deutschlandweit wünschen. Damit solche Ideen noch viel mehr Einzug halten in die NLZs. Denn auch in der Schulausbildung gibt’s nicht nur einen Weg. Da gibt es verschiedene Wege, die zum Ziel führen können. Da sind wir als Land noch ein bisschen verstaubt aus meiner bescheidenen Sicht. Das Urteil darf ich mir erlauben, weil ich lange im Ausland gelebt habe und meine Kinder in unterschiedliche Privatschulen gegangen sind.
DFI: Da kann man nur zustimmen, das waren die perfekten Schlussworte. Nicolai, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um uns Rede und Antwort zu stehen.
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